03.06.2016
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Lernen von der Schweiz: Vordenken ist besser als Nachbessern

Lernen von der Schweiz: Vordenken ist besser als Nachbessern
Warum schafft die Schweiz beim Bau des spektakulären Gotthard-Basistunnels, woran man in Deutschland so häufig scheitert? Könnte es sein, dass das tatsächlich langsamere Tempo der eidgenössischen Kommunikation einen entscheidenden Vorteil aufweist? Reinhard Mohr benennt in seinem lesenwerten Artikel vom 30.5.16 aus der Tageszeitung "Die Welt" den aus seiner Sicht entscheidenden Vorteil: "Man hat mehr Zeit zum Nachdenken."

Weiter schreibt er: "Jeder Alpinist weiß, dass es besser ist, die Route zum Gipfel vorher sehr gründlich auszukundschaften als blindlings in die Steilwand zu laufen und sich alsbald derart zu versteigen, dass es weder vor noch zurück geht. Es mag also in den alpinen Schweizer Genen liegen, dass man überlegt, ruhig und Schritt für Schritt vorankommt." In Deutschland, so folgert Mohr, "muss man diese Dialektik erst einmal begreifen".

Und diese Dialektik gilt nicht nur für Bauvorhaben, sondern auch für die Politik und Gesellschaft. Panikmache und Alarmismus sind die natürlichen Feinde des seriösen Gestaltens und auch des kritischen Nachdenkens über Alternativen. Wer hingegen Alternativlosigkeit beschwört und permanent mit dem drohenden Untergang argumentiert, der einem einfach die Zeit zum Nachdenken raube, der redet letztlich dem verantwortungslosen Krisenmanagement, zu dem sich die Politik entwickelt hat, das Wort.

Der Gotthard zeigt: Pläne können eingehalten, ja sogar übertroffen werden. Es gibt auch in Deutschland dafür einige wenige positive Beispiele - das Umbauprojekt im Emscher-Tal ist ein solches. Stilprägend ist hierzulande jedoch eher das Scheitern - und die öffentliche Verliebtheit in ebendieses Scheitern. In der Schweiz hat man hingegen erkannt: Wer den Tunnelbau gut plant konsequent verfolgt und sich zügig ins Dunkle begibt, der sieht am Ende auch schneller das Licht.