13.07.2015
| Politik | 1 |

Wirtschaftsnobelpreisträger Krugman befürchtet die Selbsttötung Europas

Wirtschaftsnobelpreisträger Krugman befürchtet die Selbsttöt...
Gerade in Zeiten großer Krisen und großer Unübersichtlichkeiten kann es hilfreich sein, den Krisenherd einmal aus einer größeren Entfernung zu betrachten. Durchaus interessant und auch hilfreich sind die jüngsten Kommentare des US-amerikanischen Wirtschaftsnobelpreisträgers Paul Krugman zur Griechenland-Schuldenkrise in seinem Blog in der New York Times.

Selbst wenn man Tsipras für einen inkompetenten Schwachkopf halte, am liebsten die griechische Syriza-Regierung entmachtet und die Griechen außerhalb der Eurozone sähe, müsste man die Forderungen der Eurogruppe gegenüber Athen als wahnsinnig bezeichnen, schrieb Krugman am 12. Juli 2015 unter dem Titel „Killing the European Project“ [„Das Europäische Projekt töten“]. Seine Ernüchterung angesichts der Entwicklung des europäischen Projekts, das er „immer unterstützt“ habe, ist mit Händen zu greifen: Die Welt habe in den letzten zwei Wochen gelernt, dass „die Mitgliedschaft in der Eurozone auch bedeutet, dass die Kreditgeber deine Wirtschaft zerstören können, wenn du aus der Reihe tanzt“.

In der aktuellen Situation scheint Krugman den Austritt Griechenlands aus der Eurozone als die für das Land beste von zwei schlechten Optionen zu sehen – „dank der Fahrlässigkeit der deutschen Regierung und, was viel wichtiger ist, dank der völlig verantwortungslosen Kampagne der fiskalpolitischen Einschüchterung durch Deutschland und seine Verbündeten“. Wenn Merkel nicht wie durch ein Wunder einen Weg finden sollte, einen weitaus weniger zerstörerischen Rettungsplan vorzulegen, könnte ein Grexit, so beängstigend er auch sei, die bessere Lösung für Griechenland und die Griechen sein, schreibt er in seinem ebenfalls auf den 12.7. datierten Beitrag „Disaster in Europe“.

Offensichtlich ist Krugmans Hoffnung auf ein Umdenken in Berlin aber äußerst gering: „Denn selbst eine endgültige Kapitulation [Athens] ist Deutschland nicht genug, es verfolgt eine Politik des Regimewechsels und der völligen Erniedrigung – und es gibt eine durchaus substanzielle Fraktion, die Griechenland rausschmeißen und das Entstehen eines gescheiterten Staates als Warnung für alle anderen Euro-Mitglieder mehr oder minder begrüßen würde.“