Freitag, 29. März 2024

02.07.2015
| Politik | 0 | #grüneSahelzone | Drucken

ULLI KULKE | Sahelzone wird immer grüner

ULLI KULKE | Sahelzone wird immer grüner

Die Flüchtlinge aus Afrika, die in lebensgefährlichen Booten die Überfahrt über das Mittelmeer wagen, bilden eines der großen, bewegenden Themen des Jahrzehnts. Viel wird diskutiert über die Verantwortung, die Europa dabei trägt, ein komplexer Diskurs. Leider treten darin immer wieder Trittbrettfahrer auf, die ihr ureigenes Thema mittransportieren wollen: den Klimawandel. Der “Klimaflüchtling” wird dabei ein zunehmend beliebtes Stereotyp. Da sich die über 50 Jahre zurück liegende Kolonialzeit nicht mehr wirklich für die Schuldzuschreibung eignet, passt es ja scheinbar auch nur zu gut: Wir vernichten durch unseren Ausstoß von Treibhausgasen die Lebensgrundlage der Menschen. Und welche Region eignet sich dafür besonders? Richtig, die Sahel-Zone, hier scheint die Formel Hitze=Trockenheit=Unbewohnbarkeit so griffig, dass kaum jemand es für nötig hält, ihre Stimmigkeit zu prüfen. Wer erinnert sich denn auch nicht an die Sahel-Katastrophen in den 70er- und 80er-Jahren? Noch Fragen?

Wer die Begriffe Klimaflüchtling und Sahel in die Suchmaschinen eingibt, wird schnell fündig, bei NGOs, bei den Medien. Auf den einschlägigen Websites über “Klimaflüchtlinge” lesen wir dann: “Besonders groß ist der Migrationsdruck am Südrand der Sahara” (Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V.), “In der Sahel-Zone in Afrika schreitet die Wüste voran” (Südwestdeutscher Rundfunk). “Besonders betroffen sind die Länder der Sahel-Zone in Afrika” (Greenpeace). Das Bild der Boat People, Schwarzafrikaner, die aus ihren Schiffen gerettet werden, scheint es nur deutlich zu bestätgen. Wer allerdings nur oberflächlich recherchiert, stellt fest: der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migrationsdruck aus dem Sahel ist nicht nur konstruiert, es ist sogar das Gegenteil der Fall. Die Sahelzone ergrünt tendenziell, und dringt mit ihrer Vegetation von Süden in die Sahara vor, drängt sie zurück. Es regnet wieder mehr am Südrand der Sahara, der Monsun hat sich verändert.

Erst im Juni kam jetzt wieder eine Studie von Klimaforschern heraus, die das belegt, dieses Mal abgedruckt im Fachmagazin “Nature Climate Change”, und hier im Online-Dienst “scinexx” gut zusammengefasst. Auch wenn scinexx auf eine frühere gegenläufige Studie verweist, so kann man in dieser Frage fast schon von einer “97-prozentigen” Übereinstimmung der Forscher sprechen, wie es sonst ja einige Klimaforscher für ihre dramatischen Szenarien beanspruchen. Immer wieder hat auf einschlägige wissenschaftliche Arbeiten auch “Donner und Doria” aufmerksam gemacht. Übrigens wurden die Wüsten in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Afrika kleiner, sondern auch an anderen Stellen in der Welt, wie man hier lesen kann.

Es mögen viele Menschen die Länder südlich der Sahara verlassen und nach Europa kommen wollen, oft auf halsbrecherische Weise. Am veränderten Weltklima liegt es nicht.

Die Ergrünung der Sahelzone ist, auch das ist wahr, ein “sehr zartes Pflänzchen”. Gefährdet nicht durch den Klimawandel, sondern durch die Übernutzung des Bodens. Das Bevölkerungswachstum ist in den Ländern südlich der Sahara nämlich – ungeachtet aller angeblichen “Klimaflucht” – nach wie vor enorm. Der dadurch ebenfalls steigende Bedarf an Ackerboden und Brennholz macht vielerorts die positiven Ansätze zunichte. Was nicht nur dem Buschwerk und den Bäumen zusetzt und so die Erosion fördert. Sondern auch das Mikroklima in den Regionen beeinflusst, und dadurch die eigentlich steigenden Regenmengen tendenziell wieder verringert. Dennoch ist der Begriff “Klimaflüchtlinge” vollkommen unangebracht. Ebenso übrigens wie bei den Inseln im Pazifik, aber das ist ein anderes Thema.

Ulli Kulkes Beitrag erschien zuerst auf Donner und Doria, hier.

Bild: Europäische Kommission

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren


Facebook Kommentar