Donnerstag, 25. April 2024

VIGNETTE | Ludwig von Mises und die Sozialromantiker

VIGNETTE | Ludwig von Mises und die Sozialromantiker
Viele glauben, erst als Folge der Grünen und der grünen Bewegung hätten sich Sozialromantiker entwickelt, die Fortschritt ablehnen, „back to the roots“ wollen und die Natur idealisieren. Doch diese Sozialromantiker gibt es schon viel länger – und im Jahre 1927 beschrieb sie schon ein freier Geist, Ludwig von Mises, in seinem Buch „Liberalismus“. Seine Beobachtungen sind erstaunlich aktuell und treffen punktgenau. Deshalb sollen sie hier ausführlich zu Wort kommen:

„Man meint, die materiellen Fortschritte der letzten Menschenalter seien zwar ganz schön gewesen und hätten manchen Nutzen gestiftet. Nun aber sei es genug. Das Hasten und Jagen des modernen Kapitalismus müsse ruhiger Beschaulichkeit Platz machen. Man müsse Zeit bekommen zur inneren Einkehr, und darum müsste man an die Stelle des Kapitalismus eine andere Wirtschaftsverfassung treten lassen, die nicht immerfort ruhelos Neues schafft. Der Blick des Wirtschaftsromantikers schweift ins Mittelalter zurück, nicht in das Mittelalter, das einst gewesen ist, sondern in ein Phantasiegebilde, das es nie gegeben hat. Er blickt nach dem Orient, freilich wieder nicht nach dem wahren Orient, sondern nach einem Traumgebilde seiner Phantasie. Wie glücklich waren da die Menschen ohne moderne Technik und ohne moderne Bildung! Wie konnten wir nur leichtfertig auf dieses Paradies verzichten!

Wer die Rückkehr zu einfacheren Formen der gesellschaftlichen Wirtschaft predigt, möge sich vor Augen halten, dass nur unsere Wirtschaftsverfassung die Möglichkeit bietet, die Zahl von Menschen, die heute die Erde bevölkern, in der Weise zu versorgen, in der es heute geschieht. Rückkehr zum Mittelalter heißt Vertilgung von mehreren Hundert Millionen Menschen. So weit, sagen allerdings die Freunde des stationären Zustandes, müsse man gar nicht gehen. Es genüge, am schon Erreichten festzuhalten und auf weitere Fortschritte zu verzichten.“
(Liberalismus, S. 165)

Libera

Bild: CFalk/pixelio.de

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